Schwellen (2009) UA
Für Flöte(n) und Stereo-Tonband.
Querflöte: Annette Börger
Im alltäglichen Verlauf unseres Lebens spielt das Erreichen und eventuelle Überschreiten von Grenzen eine essentielle Rolle.
Haftet einer Grenze etwas Absolutes an, verhält es sich mit einer Schwelle jedoch anders: Erst sie führt uns an eine Grenze heran bzw. zeigt uns diese auf. Manche Schwellen, wie die Hörschwelle, kann man auditiv wahrnehmen, andere, können akustisch nur durch symbolisch konnotierte Klänge erfahrbar werden. Das individuelle Hörverhalten spielt stets eine entscheidende Rolle: Was für den einen schon unsagbar laut ist, ist für den Anderen noch erträglich, was der Eine noch hört nimmt ein Anderer bereits nicht mehr wahr. So beginnen und enden Klänge für jeden an einem anderen Punkt. Auch die Flöte bietet sich als Grenzgänger zwischen Synthetischem und Natürlichem, sowie zwischen Klang und Geräusch an. Dieses Phänomen der Schwellenbildung interessiert mich schon lange und auf meiner Suche nach den Anfängen und Enden des Klangs bin ich auf immer neue Wahrnehmungsschwellen gestoßen. Auch Helmut Lachenmanns Idee der „Musik als existent iellen Erfahrung“ geisterte in meinen Gedanken herum, jedoch nicht nur in ihrem eigentlichen Sinne, sondern auch in ihrer pervertierten Form – der Auslotung der Belastbarkeitsgrenzen des Rezipienten. Wann stößt man als Hörer an die Grenze des Erträglichen? Wann wird man „existentiell“ berührt?